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ISLAMISCHE AKTEURE IN DER KINDER- UND JUGENDHILFE
LIGH JUNGE MUSLIM*INNEN
40 Prozent der in Deutschland lebenden Muslim*innen und damit ca.
1,6 bis 1,8 Millionen Menschen sind unter 25 Jahre alt und stellen damit
eine verhältnismäßig große Gruppe an jungen Menschen dar (vgl. Ham-
dan/Schmid 2014, S. 10). Somit sind auch die vielfältigen Interessen und
Bedürfnisse junger Muslim*innen im Rahmen der Kinder- und Jugend-
hilfe von hoher Relevanz. Um diese sichtbar zu machen, wird explizit von
jungen Muslim*innen gesprochen, da die Religionszugehörigkeit und der
Bezug junger Menschen zum Islam zwar kein alleiniges, für manche der
jungen Menschen jedoch ein bedeutsames Merkmal darstellt (vgl. Albert
et al. 2019, S. 26 [18. Shell Jugendstudie]).
Zugleich ist nicht zu vernachlässigen und kritisch zu betrachten, dass
junge Muslim*innen aufgrund dieser Bezeichnung in unterschiedlichen
Kontexten auch mit Zuschreibungen, Vorurteilen, Diskriminierung und
Rassismus konfrontiert sind. Darüber hinaus ist bei Verwendung einer
Gruppenbeschreibung hinsichtlich junger Muslim*innen zu beachten,
dass es sich zunächst um junge Menschen handelt, die sich ebenso wie
nicht muslimische Peers in von Vielfalt geprägten Lebensphasen befinden
(vgl. Körting et al. 2017, S. 14; Ottersbach 2017, S. 287 f.). Insbesondere
jedoch auf der Basis von Selbstverortungen der jungen Menschen können
mit einem Fokus auf junge Muslim*innen in der Kinder- und Jugendhilfe
die Sichtbarkeit und Mitgestaltung der jungen Menschen erhöht sowie
gegebene und mögliche Ungleichheiten aufgezeigt werden.
Die islamischen Akteure und Träger, welche die jungen Menschen bei der Organi-
sation und Gestaltung von Jugendgruppen unterstützen, sind bislang jedoch nur sehr
unterschiedlich in den kommunalen Strukturen der Kinder- und Jugendhilfe vertreten
und ihre Angebote finden nicht selbstverständlich – wie die von anderen Anbietern –
Berücksichtigung und Anerkennung.