Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die mentale Gesundheit junger Menschen

Am 10. Oktober 2022 veröffentlichte die EU einen von der Europäische Exekutivagentur für Bildung und Kultur (EACEA) verantworteten Bericht zu den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf junge Menschen. Die Pandemie stellt eine ernsthafte Bedrohung für die mentale Gesundheit insbesondere junger Menschen dar. Die Verlagerung von Präsenz- zu Online-Lernen, die Einschränkung von Freizeit- und Sportaktivitäten und die teilweise oder vollständige Unterbrechung der gesellschaftlichen Teilhabe haben die zwischenmenschlichen Beziehungen stark gestört. In der Folge verspüren viele junge Menschen ein Gefühl der Isolation und Einsamkeit, leiden unter Angstzuständen und berichten von depressiven Symptomen.

Vor diesem Hintergrund analysiert der Bericht die politischen Antworten europäischer Länder, zeigt die wichtigsten präventiven und unterstützenden Maßnahmen auf und identifiziert bewährte Praktiken. Der Bericht deckt den Zeitraum von März 2020 bis März 2022 ab und basiert auf Informationen zu nationalen Politiken und Maßnahmen, die von den nationalen Korrespondent*innen des Youth Wiki im März 2022 gesammelt wurden. Darüber hinaus flossen quantitative Daten aus anderen Quellen – etwa des RAY-Netzwerks, des Eurobarometers und der UNESCO – in die Analyse ein.

Der Bericht bietet zunächst einen Überblick zum politischen Kontext und den Maßnahmen auf EU-Ebene. Danach werden in einem ersten Teil nationale Initiativen zum Sammeln von Informationen zu den Auswirkungen der Pandemie auf die mentale Gesundheit junger Menschen vorgestellt und nachvollzogen, ob diese Informationen genutzt wurden, um nationale Maßnahmen zu entwickeln. Der zweite Teil des Berichts fokussiert sich auf die wichtigsten Bereiche, in denen Initiativen und Maßnahmen eingeführt wurden, die Art der Initiativen sowie die Zielgruppen. Die Daten zeigen, dass nationale politische Maßnahmen zur Bewältigung der Pandemiefolgen für die mentale Gesundheit junger Menschen insbesondere in sechs Bereichen angesiedelt waren: mentale Gesundheitsversorgung, Bildung, Information, Jugend(sozial)arbeit, Freizeit und Sport (Häufigkeit in dieser Abfolge). Die Zielgruppen waren verschieden; die meisten Initiativen zielten auf junge Menschen mit bereits bestehenden mentalen Problemen, junge Menschen aus benachteiligten Verhältnissen, Migrant*innen und Geflüchtete, junge Menschen in abgelegenen Gegenden sowie junge LGBTIQ+ Menschen (Häufigkeit in dieser Abfolge).

Insgesamt befindet der Bericht, dass europäische Länder proaktiv auf Herausforderungen reagiert und eine Reihe von Maßnahmen eingeführt haben, meist mit besonderem Augenmerk auf bestimmten, besonders gefährdeten Zielgruppen. Eine der am häufigsten ergriffenen Maßnahmen war die Verstärkung der psychologischen Unterstützung an Schulen, sowohl durch psychologische Beratung für Schüler*innen als auch durch die Schulung von Lehrkräften, um Anzeichen von psychischer Belastung zu erkennen und bekämpfen. Darüber hinaus leitet der Bericht Lehren für die Zukunft ab. Da die Folgen der Pandemie für die mentale Gesundheit junger Menschen laut der Forschung langfristiger Natur sind, sollten die während der Pandemie eingeführten präventiven und unterstützenden Maßnahmen erhalten bleiben. Auch sollten besondere Anstrengungen unternommen werden in den Bereichen, in denen bisher weniger Initiativen angesiedelt waren, etwa Jugend(sozial)arbeit, Freizeit und Sport.

Bereits Ende August 2022 hatte das Europäische Parlament in einem Bericht auf die Auswirkungen der Pandemie auf die mentale Gesundheit junger Menschen aufmerksam gemacht. Der Bericht ist als Begründung Teil einer Resolution zu den Auswirkungen der Schließungen und Aussetzungen im Bereich der Kultur-, Sport-, Jugend- und Bildungsaktivitäten auf Kinder und Jugendliche. Darin forderte das Europäische Parlament mit dem Ziel, die mentale Gesundheit junger Menschen zu verbessern, u. a. ein ganzheitliches Verständnis von Gesundheit, verstärkte Investitionen in Bildung und Kultur, die Beseitigung von diskriminierenden Stigmatisierungen sowie die Förderung von Forschung zum Thema. Darüber hinaus solle die Europäische Kommission ein Europäisches Jahr der mentalen Gesundheit ausrufen und einen europäischen Plan zum Schutz der mentalen Gesundheit in der allgemeinen und beruflichen Bildung sowie beim informellen und nicht-formalen Lernen entwickeln.