Initiative der Europäischen Kommission zu psychischer Gesundheit veröffentlicht

Die Europäische Kommission hat am 07. Juni 2023 eine Mitteilung an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen über eine umfassende Herangehensweise im Bereich der psychischen Gesundheit veröffentlicht (Pressemitteilung). Ziel ist, psychische Gesundheit als elementaren Bestandteil der allgemeinen Gesundheit zu etablieren, der auf einer Stufe mit der physischen Gesundheit steht. Mit der Mitteilung setzt die Europäische Kommission eine Zusage der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen aus der Rede zur Lage der Union 2022 um und ergänzt die Europäische Gesundheitsunion um eine weitere Säule.

Schon vor der Pandemie litten rund 84 Millionen Menschen in der EU unter psychischen Gesundheitsproblemen und die Zahl ist mittlerweile weiter gestiegen. Deshalb setzt die Mitteilung der Europäischen Kommission auf einen neuen strategischen Ansatz in Bezug auf psychische Gesundheit, der bereichsübergreifend ist und über reine Gesundheitspolitik hinausgeht. Im Mittelpunkt stehen sowohl Hilfe für psychisch bereits belastete Menschen als auch Vorsorgestrategien. Die drei Leitprinzipien des Ansatzes sind:

  • Zugang zu angemessener und wirksamer Prävention,
  • Zugang zu hochwertiger und bezahlbarer psychischer Gesundheitsversorgung und Behandlung und
  • Möglichkeit der Wiedereingliederung in die Gesellschaft nach der Genesung.

Diese umfassende Herangehensweise nimmt die psychische Gesundheit in Bezug auf alle Politikfelder in den Blick, um die vielseitigen Risikofaktoren für psychische Erkrankungen zu berücksichtigen. Die Mitteilung der Kommission stellt in verschiedenen Schwerpunktbereichen insgesamt 20 Leitinitiativen, die mit EU-Mitteln in Höhe von 1,23 Mrd. Euro unterfüttert sind, vor. Einer der Schwerpunktbereiche ist die Förderung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, da in der Kindheit die Fundamente für die spätere psychische Gesundheit gelegt werden, wie die Mitteilung konstatiert.  

Im Abschnitt zu Kindern und Jugendlichen stellt die Mitteilung fest, dass sich die Zahl der jungen Menschen mit Depressionen während der Corona-Pandemie im Vergleich zu vor der Pandemie mehr als verdoppelt habe und dass junge Menschen zunehmend unter Einsamkeit, Trauer oder Angst, Selbstschädigung, geringem Selbstwertgefühl, Mobbing und Essstörungen litten. Auch Armut könne sich nachteilig auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen auswirken, genauso Sorgen über den Klimawandel und das Artensterben. Digitale Instrumente könnten sich durch den Zugang zu Informationen, Hilfsgruppen und Therapiediensten positiv auswirken, aber auch negative Folgen haben, weshalb die Schaffung eines sicheren und gesunden digitalen Umfelds Ziel sei. Die Europäische Kommission werde u. a. 2024 eine Initiative für integrierte Kinderschutzsysteme vorlegen, gezielte Maßnahmen im Rahmen des EU-Aktionsplans für den ländlichen Raum ergreifen und ein Instrumentarium für das Wohlbefinden in der Schule zur Selbstbewertung und Selbstverbesserung sowie Empfehlungen zu Sensibilisierungsmaßnahmen auf nationaler und EU-Ebene vorschlagen.

Die vorgestellten vier Leitinitiativen im Bereich Kinder und Jugendliche sind die folgenden:

  • Netzwerk für psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen: Im Jahr 2024 wird die Kommission die Schaffung eines Netzwerks für psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen für den Austausch von Informationen, die gegenseitige Unterstützung und Öffentlichkeitsarbeit über Jugendbotschafter*innen unterstützen.
  • Kindergesundheit 360: Die Kommission wird im Jahr 2023 ein Präventions-Instrumentarium entwickeln, das sich auf die Prävention und Frühintervention bei gefährdeten Kindern konzentriert und sich mit den Zusammenhängen zwischen psychischer und physischer Gesundheit und wichtigen Gesundheitsfaktoren befasst. Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei auf das Risiko des Mobbings in der Schule gesetzt.
  • Vorzeigeprojekt „Youth First“: Im Jahr 2023 wird die Kommission Instrumente für Kinder und Jugendliche entwickeln, um beispielsweise einen gesunden Lebensstil und die Prävention psychischer Gesundheitsprobleme in enger Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen zu fördern.
  • Gesunde Bildschirme, gesunde Jugend: Die Kommission wird folgende Maßnahmen unterstützen:
    • Weitere Umsetzung der Strategie für ein besseres Internet für Kinder (BIK+)
    • Praktische Leitlinien für Behörden zur Verbesserung des Schutzes von Kindern in der digitalen Welt, ergänzt durch eine Beobachtung der Auswirkungen des digitalen Wandels auf das Wohlbefinden von Kindern über das Portal „Besseres Internet für Kinder“
    • Verhaltenskodex für altersgerechtes Design, mit Unterstützung der Kommission und aufbauend auf den neuen Vorschriften des Digital Services Act
    • Fortsetzung und Verstärkung der Arbeiten im Rahmen des Verhaltenskodex zur Bekämpfung illegaler Hetze im Internet im Rahmen des Digital Services Act

Die EU-Mitgliedstaaten fordert die Kommission in der Mitteilung u. a. auf, Kinder als prioritäre Zielgruppe in ihre nationalen Strategien für die psychische Gesundheit aufzunehmen und Netzwerke mit Familien, Schulen, Jugendorganisationen und anderen im Bereich der psychischen Gesundheit von Kindern aktiven Interessengruppen und Institutionen zu knüpfen. Ferner werden die Mitgliedstaaten aufgefordert, sicherzustellen, dass Kinder einen besseren Zugang zu Angeboten im Bereich der psychischen Gesundheit sowie gleichberechtigten und einfachen Zugang zu gesunder Ernährung und regelmäßiger körperlicher Betätigung haben, in einem sicheren und förderlichen Umfeld leben und vor schädlichem Alkohol-, Tabak- und Drogenkonsum und negativen Auswirkungen des Digitalkonsums geschützt sind.